Abhängiges Entstehen – anhängige Befreiung

von Bhikkhu Brahmāli

Vorwort von Bhikkhu Bodhi

Abhängiges Entstehen wird oft als die zentrale Säule der Buddhalehre bezeichnet, und die Nikāyas selbst zeigen, wie der Buddha das Abhängige Entstehen als einen der zwei Aspekte des „tiefgründigen Dhamma“ einordnet, die er bei seiner Erleuchtung erkannte, wobei der andere Aspekt Nibbāna ist (siehe MN I 167). Wegen seiner entscheidenden Bedeutung widmeten die Ersteller der ursprünglichen Texte dieser Lehre ein ganzes Kapitel im Saṃyutta Nikāya. Außerdem erklärt der Buddha im Mahānidāna Suttanta des Dīgha Nikāya (Nr. 15), dass die Wesen durch die Abfolgen von Geburt und Tod, die man Saṁsāra nennt, umherwandern, weil sie das Abhängige Entstehen nicht ergründet haben (siehe DN II 55). Von daher können wir sehen, dass das Verständnis des Abhängigen Entstehens der Schlüssel zur befreienden Weisheit ist.
Trotz der Wichtigkeit dieser Lehre sind jedoch widerstreitende Ansichten darüber aufgekommen, wie sie zu deuten ist, und in moderner Zeit haben sich diese vervielfältigt. Die Lösung dieser Frage ist nicht unwesentlich, denn wenn das Verständnis des Abhängigen Entstehens verzerrt ist, wird das Verständnis des Dhamma selbst verfälscht. Der sicherste Weg, Abhängiges Entstehen im Sinne des Buddha zu deuten, besteht darin, zu den frühen Lehrreden zurückzukehren und sie genau zu untersuchen, zu versuchen, die Bedeutung, die sie übermitteln wollen, herauszufinden, anstatt willkürlich Aussagen herauszusuchen, die die eigene vorgefasste Meinung bestätigen.
In diesem kleinen aus einem Dhamma-Vortrag entstandenen Essay gibt Ajahn Brahmāli eine knappe Erläuterung des Abhängigen Entstehens, die in meinen Augen das zentrale Prinzip herausarbeitet und gleichzeitig der ursprünglichen Absicht treu bleibt. Ein wichtiger Punkt, auf den Ajahn Brahmāli sowohl explizit als auch durch die Art seiner Darlegung hinweist, ist die innige Verbindung des Abhängigen Entstehens mit der Lehre von der Wiedergeburt. Es ist heutzutage in Mode gekommen, das Abhängige Entstehen schlicht als eine Bestätigung der wechselseitigen Abhängigkeit und Verbundenheit aller Ereignisse zu betrachten und es als Vorläufer der wissenschaftlichen Methode zu feiern. Aber wenn das Abhängige Entstehen auch sehr wohl auf wechselseitige Abhängigkeit und ein Bild von universeller Verbundenheit hinweisen kann, ist das nicht sein Hauptanliegen. Das Hauptanliegen, wie es sich in den ältesten buddhistischen Texten darstellt, ist, das ursächliche Entstehen des Leidens aufzuzeigen, das gerade durch unser Gefesselt-sein an die Wiedergeburt aufrechterhalten wird. Und indem es die Bedingungen enthüllt, die uns an das wiederholte Geboren-werden binden, deutet das Abhängige Entstehen auch darauf hin, was nötig ist, um Befreiung zu erlangen.
Dies, so zeigt Ajahn Brahmāli in seiner Darstellung über die „zentrale Antriebskraft“ des Abhängigen Entstehens, ist das Durchbrechen der Verbindung zwischen Gefühlen und Verlangen, was durch die Beseitigung der Unwissenheit oder Täuschung erreicht wird. Die Täuschung muss wiederum beseitigt werden, indem der Edle Achtfache Pfad entwickelt wird, auch darauf weist Ajahn Brahmāli hin. Seine Erläuterung zeigt dabei den Zusammenhang und inneren Einklang dreier grundlegender buddhistischer Lehren: des Abhängigen Entstehens, der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtfachen Pfades.

 

Als PDF herunterladen

Preis: 0,00
enthaltene MwSt.:€ (7%) 0,00 €
Summe: 0,00 €